#2: Laurentius Sauer + Michael Günzer

06.08.21–05.09.21


Groundfloor Playground startet am 6.8. in die zweite Runde. Diesmal hat der in Augsburg lebende und arbeitende Maler Laurentius Sauer seinen Ulmer Kollegen Michael Günzer aufgefordert, mit ihm in den Ring zu steigen. Gemeinsam messen und fordern sie sich nun auf dem Experimentierfeld für junge künstlerische Positionen im Erdgeschoss des Holbeinhauses. Dabei geht es um Männlichkeit und Kampf, aber auch um Stolz und Verletzlichkeit – abzulesen an der Mimik und am Habitus der von den beiden Künstlern Portraitierten. Mal offensichtlich, mal weniger. Zumindest dann, wenn die Protagonisten, wie Sauers Stadtcowboys bereits vor dem Malakt vom Pferd fielen. Der innere und äußere Fight, der im Kunstverein von den Künstlern und ihren Portraitierten ausgeboxt wird, ist ein archaischer und roher. Er ist aber auch einer, dem man mit gehörigem Misstrauen begegnen sollte. Die Künstler selbst tun das zumindest.

Laurentius Sauer

Laurentius Sauers meist mittel- bis großformatige Arbeiten kommen mit frecher Leichtigkeit daher. Einmal fast rotzig, ein andermal in nahezu altmeisterlicher Souveränität und Perfektion wirft der in Augsburg lebende Künstler seine Sujets auf den Malgrund. Und auch bei dessen Auswahl macht sich Sauer frei, folgt nicht zwangsläufig den Gepflogenheiten der Branche oder den Erwartungen der Betrachter*innen. Bedruckte Planen haben für ihn scheinbar die gleiche Wertigkeit wie die klassische Leinwand. Immer wieder blitzen Chiffren des Zeitgeists darauf auf und werden zu Elementen, die obwohl sie im Bildhintergrund bleiben, häufig die Bildkomposition dominieren: Firmenlogos und werblich markante Schriftzüge. Ins Auge fallen aber auch Riesenpixel und grob gerasterte Bildausschnitte, wie wir sie von der massenhaften Verbreitung von Bildern in den Printmedien heute kaum mehr kennen. (Eine Reminiszenz an die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts?) Darüber legt Sauer mit Ölfarben oder Lacken Farbflächen – mal als transparente Layer, mal deckend; mal als Farbwolken, mal als klar umrissene Formen. Indem er mit betont expressivem Gestus immer wieder figurative Darstellungen und in den Vordergrund seiner Arbeiten rückt, setzt er diese ebenso gekonnt wie gezielt in Beziehung mit der plakativen Motivik unserer Konsum- und Lebenswelt. Uns irritierte Betrachter*innen fordert er so nicht ohne Augenzwinkern dazu auf, unsere eigene Position in eben dieser Gegenwart zu hinterfragen. Der Einsatz von Pastellkreide unterstützt die zeichnerische, erzählerisch wirkende Moment in Sauers Arbeiten. Aber auch Sprayen ist für den Künstler mit Graffiti-Background ein probates Mittel. Denn die schnelle urbane Underground-Technik erlaubt es ihm, dem Augenblick gerecht zu werden und im kreativen Schaffensprozess schnell und zügellos zu agieren – wie seine Pferde, immer wieder diese Pferde...  

Laurentius Sauer, (*1987 in Augsburg) studierte Malerei/Grafik an der Akademie der bildenden Künste München in den Klassen von Günter Förg und Gregor Hildebrandt. 2017 schloss er sein Studium als Meisterschüler von Gregor Hildebrandt ab. Er wurde mit dem Atelierförderprogramm des Freistaats Bayern ausgezeichnet.

Seine Arbeiten waren u.a. in London, Kopenhagen, München und Memmingen zu sehen. Jetzt sind sie es auch in seiner Heimatstadt Augsburg.

Michael Günzer

Michael Günzer malt ausschließlich figürlich. In seinen Ölbildern auf Leinwand oder Papier portraitiert er Menschen – Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur, Politik und Popkultur ebenso wie Menschen aus seinem engsten Umfeld. Auch völlig Unbekannte wecken sein Interesse. Als Vorlagen nutzt er fotografische Selbstdarstellungen, die öffentlich im World Wide Web und in sozialen Netzwerken zugänglich sind.

Geht es dem in Senden lebenden Künstler darum, diese vermeintlich realen Abbilder in Malerei zu transformieren? Keineswegs. Will er über das gemalte Portrait ihre Persönlichkeiten herausarbeiten? Ganz im Gegenteil. In einer Zeit, in der fotografische Portraits allgegenwärtig sind, in der die massenhafte verbreitete Wiederholung immer gleicher Typen, Motive, Posen und Kompositionen in Smartphone-Fotos stereotype Schönheitsideale postuliert, formuliert Günzer durch seine Malerei vielmehr ein grundlegendes Misstrauen, das er dem Abbild entgegen bringt. Er löst die Köpfe der Porträtierten aus ihrem Kontext, löst sie vom Körper und stellt sie auf weißen Grund. Nichts verweist mehr auf Ort und Zeit. Durch diesen Akt der Gleichbehandlung wird jeder Verweis auf den sozialen Status und die Rolle seiner Protagonist*innen in Gegenwart oder Geschichte eliminiert. Auch die persönliche Beziehung des Künstlers zu seinen Modellen wird, so sie denn bestand, vergessen gemacht.

Günzer malt fast manisch in Serien. Von schneller Hand angefertigte Varianten des Aussehens einer einzigen Person lösen das malerische Abbild immer weiter von der sorgfältig inszenierten fotografischen Selbstdarstellung der Modelle ab.

Michael Günzer lebt und arbeitet in Wullenstetten, einem Stadtteil Sendens. Er studierte an der bildenden Künste in Karlsruhe. Von 2010 bis 2011 war er Meisterschüler von John Bock.

Vor seiner Ausstellung im Kunstverein Augsburg waren seine Arbeiten u.a. in Löwenberg (Brandenburg), Lissabon und Ulm zu sehen.

Veranstaltungen:
Freitag, 06.08.21
17–21 Uhr
Eröffnung der Ausstellung
mit Laurentius Sauer + Michael Günzer



Laurentius Sauer + Michael Günzer:

#2: Laurentius Sauer + Michael Günzer

06.08.21–05.09.21


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Groundfloor Playground startet am 6.8. in die zweite Runde. Diesmal hat der in Augsburg lebende und arbeitende Maler Laurentius Sauer seinen Ulmer Kollegen Michael Günzer aufgefordert, mit ihm in den Ring zu steigen. Gemeinsam messen und fordern sie sich nun auf dem Experimentierfeld für junge künstlerische Positionen im Erdgeschoss des Holbeinhauses. Dabei geht es um Männlichkeit und Kampf, aber auch um Stolz und Verletzlichkeit – abzulesen an der Mimik und am Habitus der von den beiden Künstlern Portraitierten. Mal offensichtlich, mal weniger. Zumindest dann, wenn die Protagonisten, wie Sauers Stadtcowboys bereits vor dem Malakt vom Pferd fielen. Der innere und äußere Fight, der im Kunstverein von den Künstlern und ihren Portraitierten ausgeboxt wird, ist ein archaischer und roher. Er ist aber auch einer, dem man mit gehörigem Misstrauen begegnen sollte. Die Künstler selbst tun das zumindest.

Laurentius Sauer:

Laurentius Sauers meist mittel- bis großformatige Arbeiten kommen mit frecher Leichtigkeit daher. Einmal fast rotzig, ein andermal in nahezu altmeisterlicher Souveränität und Perfektion wirft der in Augsburg lebende Künstler seine Sujets auf den Malgrund. Und auch bei dessen Auswahl macht sich Sauer frei, folgt nicht zwangsläufig den Gepflogenheiten der Branche oder den Erwartungen der Betrachter*innen. Bedruckte Planen haben für ihn scheinbar die gleiche Wertigkeit wie die klassische Leinwand. Immer wieder blitzen Chiffren des Zeitgeists darauf auf und werden zu Elementen, die obwohl sie im Bildhintergrund bleiben, häufig die Bildkomposition dominieren: Firmenlogos und werblich markante Schriftzüge. Ins Auge fallen aber auch Riesenpixel und grob gerasterte Bildausschnitte, wie wir sie von der massenhaften Verbreitung von Bildern in den Printmedien heute kaum mehr kennen. (Eine Reminiszenz an die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts?) Darüber legt Sauer mit Ölfarben oder Lacken Farbflächen – mal als transparente Layer, mal deckend; mal als Farbwolken, mal als klar umrissene Formen. Indem er mit betont expressivem Gestus immer wieder figurative Darstellungen und in den Vordergrund seiner Arbeiten rückt, setzt er diese ebenso gekonnt wie gezielt in Beziehung mit der plakativen Motivik unserer Konsum- und Lebenswelt. Uns irritierte Betrachter*innen fordert er so nicht ohne Augenzwinkern dazu auf, unsere eigene Position in eben dieser Gegenwart zu hinterfragen. Der Einsatz von Pastellkreide unterstützt die zeichnerische, erzählerisch wirkende Moment in Sauers Arbeiten. Aber auch Sprayen ist für den Künstler mit Graffiti-Background ein probates Mittel. Denn die schnelle urbane Underground-Technik erlaubt es ihm, dem Augenblick gerecht zu werden und im kreativen Schaffensprozess schnell und zügellos zu agieren – wie seine Pferde, immer wieder diese Pferde...  

Laurentius Sauer, (*1987 in Augsburg) studierte Malerei/Grafik an der Akademie der bildenden Künste München in den Klassen von Günter Förg und Gregor Hildebrandt. 2017 schloss er sein Studium als Meisterschüler von Gregor Hildebrandt ab. Er wurde mit dem Atelierförderprogramm des Freistaats Bayern ausgezeichnet.

Seine Arbeiten waren u.a. in London, Kopenhagen, München und Memmingen zu sehen. Jetzt sind sie es auch in seiner Heimatstadt Augsburg.

Michael Günzer:

Michael Günzer malt ausschließlich figürlich. In seinen Ölbildern auf Leinwand oder Papier portraitiert er Menschen – Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur, Politik und Popkultur ebenso wie Menschen aus seinem engsten Umfeld. Auch völlig Unbekannte wecken sein Interesse. Als Vorlagen nutzt er fotografische Selbstdarstellungen, die öffentlich im World Wide Web und in sozialen Netzwerken zugänglich sind.

Geht es dem in Senden lebenden Künstler darum, diese vermeintlich realen Abbilder in Malerei zu transformieren? Keineswegs. Will er über das gemalte Portrait ihre Persönlichkeiten herausarbeiten? Ganz im Gegenteil. In einer Zeit, in der fotografische Portraits allgegenwärtig sind, in der die massenhafte verbreitete Wiederholung immer gleicher Typen, Motive, Posen und Kompositionen in Smartphone-Fotos stereotype Schönheitsideale postuliert, formuliert Günzer durch seine Malerei vielmehr ein grundlegendes Misstrauen, das er dem Abbild entgegen bringt. Er löst die Köpfe der Porträtierten aus ihrem Kontext, löst sie vom Körper und stellt sie auf weißen Grund. Nichts verweist mehr auf Ort und Zeit. Durch diesen Akt der Gleichbehandlung wird jeder Verweis auf den sozialen Status und die Rolle seiner Protagonist*innen in Gegenwart oder Geschichte eliminiert. Auch die persönliche Beziehung des Künstlers zu seinen Modellen wird, so sie denn bestand, vergessen gemacht.

Günzer malt fast manisch in Serien. Von schneller Hand angefertigte Varianten des Aussehens einer einzigen Person lösen das malerische Abbild immer weiter von der sorgfältig inszenierten fotografischen Selbstdarstellung der Modelle ab.  

Michael Günzer lebt und arbeitet in Wullenstetten, einem Stadtteil Sendens. Er studierte an der bildenden Künste in Karlsruhe. Von 2010 bis 2011 war er Meisterschüler von John Bock.

Vor seiner Ausstellung im Kunstverein Augsburg waren seine Arbeiten u.a. in Löwenberg (Brandenburg), Lissabon und Ulm zu sehen.

Veranstaltungen:
Freitag,
06.08.21,
17–21 Uhr
Eröffnung der Ausstellung
mit Laurentius Sauer + Michael Günzer


10.12.23–28.01.24: Sebastian Bühler + Jürgen Branz︎10.12.23–28.01.24: Sebastian Bühler + Jürgen Branz︎10.12.23–28.01.24: Sebastian Bühler + Jürgen Branz︎10.12.23–28.01.24: Sebastian Bühler + Jürgen Branz︎10.12.23–28.01.24: Sebastian Bühler + Jürgen Branz︎10.12.23–28.01.24: Sebastian Bühler + Jürgen Branz︎